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Als man am Meer Deutsch sprach, noch vor den Badeferien

  • Kojich & Felder Reisen zur Kunst
  • 29. März
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 30. März


Triest ist ein reizvoller Ort. Das Schloss Miramare, nur wenige Kilometer vom westlichen Stadtrand entfernt, verkörpert die ganze Schönheit und Fremdartigkeit dieser Stadt. Auf einer Landzunge erbaut, wirkt es wie ein kleines Schloss Neuschwanstein, nur dass es nicht von Wäldern und Bergen umgeben ist, sondern von allen Seiten vom Meer umspült wird. Erbaut wurde es zwischen 1856 und 1860 im Auftrag von Erzherzog Maximilian von Habsburg, Kaiser von Mexiko, der es als private Residenz für sich und seine Gemahlin, Prinzessin Charlotte von Belgien, wählte. Das von dem österreichischen Ingenieur Carl Junker entworfene Schloss zeigt einen eklektischen Stil, der der damaligen Architekturmode entsprach: gotische, mittelalterliche und renaissancezeitliche Stilelemente wurden auf überraschende Weise miteinander verbunden. Der erste offizielle Tag des Schlosses fiel genau auf den Heiligen Abend des Jahres 1860, als Maximilian und seine Gemahlin Charlotte von Belgien in das Erdgeschoss des Gebäudes einzogen.


Maximilian liebte sein Schloss am Meer. Ein Schloss, das allen Winden der Adria trotzte - wie ein großes Schiff. Was konnte sich der Erzherzog, der 1854 von seinem kaiserlichen Bruder zum Oberbefehlshaber der Marine und Konteradmiral ernannt worden war, von einer Residenz mehr wünschen? Schlafzimmer und Arbeitszimmer des Erzherzogs wurden nach dem Vorbild der hinteren Offiziersmesse der Fregatte Novara gestaltet, jenes Kriegsschiffes, mit dem Maximilian die Welt umsegelte.

Überall im Miramare findet man die wunderbaren Kontraste zwischen der Innen- und der Außenwelt des Schlosses. Außen die Leichtigkeit des Seins eines sonnigen Mittelmeers. Innen die dicken Vorhänge, das böhmische Kristall, die schweren Möbel und die Bilder der Monarchen.

Charlotte, die Gattin Maximilians, war in Miramare nicht glücklich. Das Meer war nicht ihre Lieblingslandschaft. Zu weit weg vom Belgien ihrer Jugend? Zu einsam im Schloss am Meer? Ihre Schwägerin Sisi besuchte sie nur einmal: Im September 1882 weilte Kaiser Franz Joseph I. anlässlich der 500-Jahr-Feier der habsburgischen Herrschaft über die Stadt Triest im Schloss.

Maximilian war ein belesener Mann, wie zumindest seine Bibliothek in Miramare vermuten lässt. Sie umfasst 7000 Bände, die nach Themen geordnet sind und zwischen 1820 und 1870 erschienen sind: Kunst, Philosophie, Recht, Wirtschaft, Botanik, Religion, Literatur und natürlich seine Leidenschaft - die Marine. Politisch war er weniger gewandt. Im Jahr 1863 empfing er im Schloss Miramare eine Delegation mexikanischer Persönlichkeiten unter der Leitung von Gutiérrez de Estrada, die ihm auf Initiative von Napoleon III. die Krone Mexikos anbieten wollten. Maximilian nahm das Angebot an und bestieg den Thron als Maximilian I. von Mexiko. Im Juni 1867, nachdem die Unterstützung der französischen Truppen versagt hatte, wurde Maximilian in Querétaro von den Republikanern von Benito Juàrez gefangen genommen. Am 19. Juni wurde er im Alter von 35 Jahren erschossen. Am 18. Januar 1868 landete das Schiff Novara, mit dem er einst die Welt umsegelte, mit seinem Leichnam in Triest, der in Wien in der Kapuzinergruft beigesetzt wurde.


Edvard Manet, Exekution von Maximilian I, ca. 1867, National Gallery in London. Manet war empört über den Tod Maximilians, der weithin als Opfer des politischen Ehrgeizes und der Unfähigkeit Napoleons III. angesehen wurde, und beschloss, dass die Hinrichtung eine künstlerische Bearbeitung von epischem Ausmaß verdiente.
Edvard Manet, Exekution von Maximilian I, ca. 1867, National Gallery in London. Manet war empört über den Tod Maximilians, der weithin als Opfer des politischen Ehrgeizes und der Unfähigkeit Napoleons III. angesehen wurde, und beschloss, dass die Hinrichtung eine künstlerische Bearbeitung von epischem Ausmaß verdiente.

Maximilian hinterließ Triest ein Schloss und einen Touristenmagneten. Und die wichtigste Kirche der Stadt, die mittelalterliche Kirche St. Giusto, einen Kronleuchter, der wie der Erzherzog von Österreich irgendwie nicht in die Stadt am Meer passt.



 

Wir haben Triest und seine Umgebung genossen und einige besondere Momente erlebt: Edith hat auf der Terrasse des Schlosses Duino Rilke vorgelesen (natürlich die Duiner Elegien). Wir haben uns auch mit der Freundschaft zwischen den Schriftstellern Italo Svevo und James Joyce, dem berühmtesten Dubliner aus Triest, beschäftigt. Und sind ihren Spuren in der Adriastadt gefolgt.



War dieser Anblick für Rilke die Inspiration für die Duiner Elegien?
War dieser Anblick für Rilke die Inspiration für die Duiner Elegien?
Statue von James Joyce auf dem Canal Grande in Triest
Statue von James Joyce auf dem Canal Grande in Triest

Das Bild ist einer lokalen Zeitung entliehen, um die Kraft der Bora zu verdeutlichen. Bei uns wäre es viel ruhiger. Man könnte fast sagen: eine "Borina", eine kleine Bora.
Das Bild ist einer lokalen Zeitung entliehen, um die Kraft der Bora zu verdeutlichen. Bei uns wäre es viel ruhiger. Man könnte fast sagen: eine "Borina", eine kleine Bora.

Wir erlebten auch die berühmte Bora von Triest (allerdings nicht in ihrer voller Kraft). An den ersten beiden Tagen eine Bora chiara, dann eine Bora scura, die einige von uns auf dem Molo Audace, einem über 200 m langen Steg zum Meer, bis in die Knochen spürten. Die anderen waren weniger abenteuerlustig und genossen einen Aperitivo im Caffe Tommaseo, dem ältesten Kaffeehaus Triests (1830).



 

Die Palmen rauschen leise mit der nie müde werdenden Bora. Unser Hotel Grand Koper schläft. Morgen fahren wir zurück.




 
 
 

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