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Kojich & Felder Reisen zur Kunst

Ein (fast) leeres Grab in der Kathedrale von Sevilla

Das Grab von Christoph Kolumbus in der Kathedrale von Sevilla entstand erst nach 1898. Davor haben seine sterblichen Überreste eine erhebliche Reise zurückgelegt. In diesem Blog versuchen wir für einmal nicht die Erkundungsreise im nördlichen Amerika im Auftrag der spanischen Krone nachzuzeichnen, sondern verfolgen die turbulente Geschichte eines Leichnams, der keine Ruhe finden soll.


Als Christoph Kolumbus am 20. Mai 1506 im Alter von 55 Jahren wahrscheinlich an einer Darminfektion starb, beginnt bereits das Rätsel: Wurde er in Valladolid, am Sterbeort, beigesetzt und wenige Jahre später nach Sevilla überführt, oder wurde er direkt nach seinem Tod in der Kathedrale von Sevilla in einem ersten Grab beigesetzt? Bis heute kann die Forschung darauf keine Antwort geben.


Bereits 1537 wurden die Gebeine in die Kathedrale von Santo Domingo in der Dominikanischen Republik verbracht. Damit sollte einem Wunsch von Kolumbus entsprochen worden sein, in Amerika begraben zu werden. Jetzt konnte die eigentliche Totenruhe beginnen. Die Gebeine verblieben bis 1795 in der Kathedrale. Dann erweiterte sich der koloniale Kampf in Nordamerika, an dem Kolumbus durch seine Erkundungen massgeblichen Anteil hatte, auf die karibischen Inseln. Frankreich zwang den Spaniern schliesslich Hispaniola ab.


Die Gebeine wurden zum Schutz in die Kathedrale von Havanna auf Kuba gebracht, wo sie bis 1898 verblieben. Doch auch hier fand Kolumbus keine Ruhe: Nach verlorenem Unab-hängigkeitskampf verliessen die Spanier Kuba und brachten auch die wiederum entnommenen sterblichen Überreste zurück in die Alte Welt. Hier wurde er in Sevilla in einem neu erstellten Grabmal in Form eines Katafalk, getragen von vier Herolden der Königreiche von Kastillien, Léon, Aragón und Navarra öffentlich wirksam beigesetzt. Das Grabmal entstand 1902 wenige Jahre nach Ankunft der Gebeine.



Nur: Liegt jetzt wirklich Kolumbus in diesem Grab?


In den letzten Jahren haben sich die Fragen gehäuft, ob bei diesem regen Gräberwechsel wirklich immer die richtigen Gebeine transportiert wurden und ob die wenigen Knochen, die heute noch im Grab liegen, nun wirklich zum berühmten Seefahrer gehören.


Um dieses Rätsel zu lösen, hatte der Forensiker José Lorente von der Universität von Granada zusammen mit Kollegen des Leipziger Max-Planck-Instituts für Anthropologie 2003 die Möglichkeit, eine DNA-Untersuchung der Überreste in Sevilla zu machen. Als Vergleichsgrösse konnte dabei die mitochondriale DNA aus den Knochen von drei Verwandten extrahiert und mit der DNA der Knochen aus dem Grab verglichen werden. Da mitochondriale DNA von der Mutter an ihre Kinder vererbt wird, müssten die Proben von Kolumbus und seinem Bruder aus dem spanischen Grab übereinstimmen. Andererseits lässt sich mithilfe der DNA des männlichen Y-Chromosoms feststellen, ob der angebliche Kolumbus auch mit seinem Sohn verwandt ist.


Das Ergebnis war eindeutig: Die mitochondirale DNA stimmte exakt mit jener seines Bruders überein. Das Grab in der Kathedrale von Sevilla ist zwar halb leer, aber die wenigen Knochen stammen eindeutig von Christoph Kolumbus.




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