Das Mittelalter, Modernisme und das Meer
Das Mittelalter
Wenn man durch das mittelalterliche Barcelona schlendert, kann man la Merce, die Schutzpatronin der Stadt, nicht verpassen. Fast fürsorglich schaut sie von der Kuppel der Basilika Nuestra Señora de La Mercè über die Dächer und Gassen des mittelalterlichen Stadtteils.
Unweit von der Kirche Santa Maria del Merce beginnt der Hafen von Barcelona. Schon im frühen Mittelalter florierte in Barcelona der Seehandel. Die Krone von Aragon, deren Bestandteil seit dem 12. Jh. die Grafschaft Barcelona war, fand in Barcelona ihren wichtigsten Hafen. Hier wurden aber nicht nur kommerzielle, sondern auch Militärschiffe gebaut - die grossen Galeeren. Im Museu Maritim kann man den originalgetreuen Nachbau der Rudergaleere La Real aus dem 16. Jahrhundert sehen. Die 60 Meter lange königliche Galeere des Admirals Juan de Austria war am 7. Oktober 1571 in der großen Seeschlacht von Lepanto gegen die türkische Armada beteiligt.
Der glorreiche Kapitän Christophorus Columbus wird in der Welt mindestens an 10 verschiedenen Orten mit einer großen Statue geehrt, von Bremerhaven bis Barcelona. Die 60 Meter hohe Säule im Hafen von Barcelona ist ein weiteres Kennzeichen der Stadt und spricht Bände über Barcelonas Verbindung mit dem Meer.
In diesem 1917 entstandenen Bild "Passeig de Colom" stellt Pablo Picasso den Hafen, den Montjouic-Berg und die Columbus-Säule dar, wie er sie von seinem Hotelzimmer an der 22 Passeig de Colom gesehen hat.
Zwischen den Weinreben der Conca-de-Barbera, im südwestlichen Teil Kataloniens, eingebettet liegt das Königliche Kloster Santa Maria de Poblet. Der Überlieferung zufolge verdankt das Kloster seine Gründung, im XII. Jahrhundert, einer großzügigen Landschenkung des Grafen von Barcelona Reimond Berenguer IV. an die Zisterziensenmönche der französischen Abtei Fontfroide.
Santa Maria de Poblet ist immer noch ein funktionerendes Kloster
In der Vierung der Abteikirche findet man die berühmten königlichen Grabmäler, die ab 1340 geschaffen wurden.
Eine kurze Fahrt trennt Poblet von Tarragona. Die Kathedrale von Tarragona wurde ab 1184 in einem Übergangsstil von der Romanik zur Gotik auf den Resten einer früheren christlichen Basilika errichtet, die ihrerseits den Platz einer Moschee aus dem 10. Jahrhundert einnahm.
Dem frühen Mittelalter in Katalonien kann man wunderbar bei einem Besuch im Katalanischen Nationalmuseum begegnen. Ein sehr gepflegtes, modernes Museum.
Alles wird - typisch katalanisch - sehr ordentlich und sauber gehalten; auch der Eingang ins Museum, den Jugentliche am Vorabend etwas verschmiert hatten.
Ins Museum sind viele Fresken aus den romanischen Kirchen in den Pyrenäen gebracht worden, einerseits, um den Kunstraub am Anfang des 20. Jhs. zu unterbinden, andererseits, um die wertvollen Fresken in den schwer zugänglichen Orten vor der Feuchtigkeit zu schützen.
Besonders farbig und erzählerisch wirken die bemalten Altarfronten, wie die aus der Kirche La Seu d`Urgel aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Ein Zeitsprung in den Modernisme
Mit dem Anbruch der Moderne wurde die mittelalterliche Stadtmauer abgerissen und ein neues Barcelona wuchs auf der grünen Wiese. Ein bahnbrechender, schachbrettartiger Stadtplan wurde entwickelt mit einer diagonalen Allee, die die Stadt durchquert und das heutige moderne Stadtbild prägt.
Wie heute war Barcelona damals am Ende des 19. Jahrhunderts das wirtschaftliche Herz Spaniens. Eine aufstrebende Bourgeoisie brachte das große Geld auch für moderne Architektur. Zwischen 1885 und 1920 arbeiteten in Barcelona namhafte Architekten wie Lluís Domènech i Montaner, Joseph Puig i Cadafalch und der genialste unter ihnen: Antoni Gaudí. Seine Kirche Sagrada
Familia ist fast von allen Ecken der Stadt zu sehen. Der interessanteste Blick ist vielleicht vom Spital San Pau von Lluís Domènech, wo aus dem 2. Stock des Empfangsgebäudes durch das im typisch katalanischen Jugendstil - dem Modernisme - gestaltete Fenster beide Architekten in einem schönen Dialog zu sehen sind.
Das Mittagessen gestalten wir in der Casa Fuster, einem Bau vom Architekten Lluís Domènech i Montaner (1908-1910) an der Avenida Diagonal. Heute ist es ein 5***** Hotel.
Eine Fahrt ans Meer
«Möwen müssen laut schreien», sagt ein Biologe, "da sie sich am stürmischen Meer sonst nicht verständigen können". So hört man sie auch von der Dachterrasse unsers Hotels im Herzen des modernen Eixample Stadtviertels. So denken wir, von hier auch das Rauschen des Meers im Hafen Barcelonas zu hören. Am vorletzten Tag der Reise fahren wir Richtung Norden, zur Costa Brava. Wir wollen dem Meer etwas näher und intimer begegnen.
Vorher kehren wir in das mittelaterliche Pubol ein, ein kleines Dorf nahe der französischen Grenze. Hier hat Dalì 1969 ein Schloss gekauft und es für seine Muse Gala mit Kunst und kunstvollen Handwerk einrichtet. So schuf er einen rätselhaften Ort mit starker Anziehungskraft und wunderschönen Plätzen.
Galas Thron im ersten Stock des Schlosses
Galas Lieblingsplatz war die Loggia, wo sie Stunden - allein, mit Dalì oder auch mit etwas jüngeren Männern - verbrachte. Die Muse war nicht unbedingt heilig.
Nach einer kurzen Fahrt von Pubol ans Meer kommen wir nach Calella de Palafrugel, einer versteckten Bucht an der katalonischen Costa Brava. In einem kleinen Restaurant am Strand verkosten wir typisches arroz caldoso de marisco. Es wird ruhig am Tisch, als das duftige Gericht serviert wird. Nach dem Mittagessen nehmen wir den Abschied von Katalonien: entlang des Strands und durch kleine Gassen des Dorfes flanierend und von der Novembersonne begleitet.
Die Reise "Katalonien: Das Mittelalter, Modernisme und das Meer" haben wir in einer kleinen Gruppe zwischen dem 11. und 17. November 2023 durchgeführt.
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