Unsere Reise haben wir im Norden Serbiens begonnen. Das moderne Belgrad mit seinen breiten Alleen, Gebäuden aus der kommunistischer Zeitund einer langsam fliessenden Donau, nahm uns bei heißem Wetter in Empfang. Am nächsten Tag sind wir in die Fruška Gora gefahren. Hier sahen wir das erste Kloster unserer Reise. Nach Norden dehnt sich die fast endlos wirkende Ebene der Vojvodina aus.
Unsere Reise in das alte Serbien zu den mittelalterlichen Klöstern führt Richtung Süden durch die Wälder der Region Šumadija. Vorher aber halten wir noch in Oplenac an und studieren die wunderbaren Mosaiken im Mausoleum der Karađorđević Dynastie aus dem 19. Jahrhundert.
Hier in Oplenac sehen wir in den Mosaiken serbisch-orthodoxe Heilige und Könige, die wir später in den mittelalterlichen Wandmalereien wieder erkennen werden. Vor allem sehen wir hier zum ersten Mal die Vertreter der Familie Nemanja aufgereit: Von Stephan Nemanja über Stephan den Erstgekrönten bis zum letzten Nemanja, Stephan Uroš V. In diesem Moment sind sie uns noch unbekannt, doch ihre Klöster werden sie uns bekannt machen.
Bis es so weit ist, durchqueren wir die weiten Wälder der Šumadija.
Eines der größten Privilegien dieser Reise war, dass wir die Klöster fast immer alleine geniessen konnten. Diese Kulturschätze verlangen Zeit und Muse. Und diese haben wir uns in aller Ruhe genommen. Im ersten Moment mag uns die Bildsprache sehr fremd erscheinen, doch nach zwei oder drei Klöstern erkennt man auf einmal etwas, was man schon in einem anderen gesehen hat. Man beginnt Verbindungen zu sehen und erkennt, dass diese Klöster eine kulturelles Gewebe darstellen, die uns einen Zugang zum mittelalterlichen Königreich Serbien ermöglichen.
Zum kulturellen Gewebe gehört aber auch die Gaumenfreude. Seit Jahrhunderten wird in Serbien Wein angebaut. Ob in der Fruška Gora beim Winzer Kraljevic, in einem feinen Fischrestaurant an der Donau oder später in Montenegro, wo der kräftige "Vranac" hervorragend zur lokalen Küche passt, wir haben uns gerne durch die Weinkarten probiert. Auch an gutem Essen hat es bestimmt nicht gefehlt und so waren die Tische oft reichlich gefüllt.
Am 4. Tag sind wir in den Oblast Sandžak gekommen. Nach dem Berliner Kongress 1878 wurde Serbien unabhängig. Sandžak musste, auf Wunsch Österreich-Ungarns und Preussens, unter der Verwaltung der Osmanen bleiben. Es überrascht deswegen nicht, dass noch heute 80% der Bevölkerung des Gebiets muslimisch ist. Aus den Fenstern unseres Busses sahen wir auf einmal viele kleine und größere Minarette in die Luft ragen. Jovan, unser Busfahrer, berichtet, hier würden die Menschen leben, denen man nachsagt, sie würden einen nie im Stich lassen.
Wir sind aber trotzdem wegen den orthodoxen Klöstern aus dem Mittelalter in diese Region gekommen. Nach der Besichtigung der Klöster von Sopoćani und Gradac verlassen wir den Oblast Sandžak weiter Richtung Süden. Unser weg nach Montenegro führt über einen Pass und die Stadt Senica, der kälteste Ort Serbiens. Auf dem Pass angekommen, machen wir eine Kaffeepause und merken, dass die Luft nun doch merklich abgekühlt ist. Ein Hund beobachtet uns neugierig und etwas verwirrt. Touristen halten hier selten an.
Bevor wir nach Montenegro kommen, besuchen wir das Kloster Mileševa. Mileševa ist vielleicht der heiligste Ort für orthodoxe Serben und hier befindet sich die wohl bekannteste mittelalterliche Freske auf dem Balkan: der Weisse Engel von Mileševa.
In die kunsthistorischen Erklärungen Fabians mischt sich auf einmal eine None ein. Blanca übersetzt eifrig. Fabian nickt. Die Nonne Igumanija Akvilina ist gut vorbereitet und weiss auch, wo der Lichtschalter versteckt ist, um die wunderbaren Fresken noch besser zu sehen. Ein wenig Glück gehört eben auch dazu.
Nach dem Grenzübergang nach Montenegro sind wir durch die Morača-Schlucht Richtung Süden gefahren bis zum nächsten landschaftlichen Highlight der Reise - dem Skutarisee. Hier haben wir nach einem wunderbaren Mittagessen mit Fisch aus dem See eine Bootsfahrt unternommen. Schnell waren wir von der Grösse des Sees überrascht. Die Gastfreundschaft auf dem Boot mit Wein und Schnaps hat uns die Fahrt noch angenehmer gemacht.
Auch an der Adria wollten wir die sakralen Bauten besichtigen. Besonders schön war ein kurzer Ausflug auf die Insel Gospe od Skrpjela. Diese künstliche Insel bauten die Matrosen aus Kotor über Jahre, nachdem dort auf wundersame Weise ein Marienbild erschienen war. Nachdem die Insel endlich groß genug war, errichteten sie an dieser Stelle eine Wallfahrtskirche mit dem wundertätigen Bild.
Vor der Rückreise in die Schweiz nahmen wir Abschied von Jovan mit einem letzten Gruppenbild. Unsere kleine Gruppe und der Bus haben es erlaubt, Orte zu besuchen, die mit grossen Bussen nicht zu erreichen sind. Der Komfort des Mercedes hat uns ein besonders exklusives Gefühl gegeben und Jovan hat uns mit seiner Professionalität sicher und bequem zu jedem Ziel unsere Reise geführt. Mit vielen neuen Eindrücken und schönen Erinnerungen geht es jetzt auf den Heimweg.
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