Die Exposition Internationale de l'Est de la France war eine internationale Ausstellung, die von Mai bis November 1909 in Nancy stattfand. 1907 beschlossen die Stadt Nancy und die Industrie- und Handelskammer von Meurthe-et-Moselle, eine große Veranstaltung zu organisieren, die alle 12 Départements Ostfrankreichs zusammenbringen sollte. Die Ausstellung war sowohl ein politischer Akt, eine Demonstration wirtschaftlicher Stärke als auch ein kulturelles Schaufenster, das mehr als zwei Millionen Besucher begrüßte. Sie ist besonders für die Geschichte der Schule von Nancy bekannt und trug im Wesentlichen zur Vermarktung der Werke der Schule in anderen Regionen Frankreichs bei.
Der Grafiker und Drucker Albert Bergeret ließ fotografische Postkarten der Ausstellung für den Verkauf anfertigen. Diese zeigen die Gebäude, die eigens für die Ausstellung aufgebaut wurden, und geben uns noch heute einen schönen Eindruck. Sechs große Ausstellungspaläste präsentierten die Errungenschaften der Technik, Landwirtschaft, Textilbranche und Kunst. Die Ausstellungsgebäude waren im Südwesten der Stadt Nancy im Parc Sainte-Marie auf einer Gesamtfläche von 180 000 Quadratmetern angesiedelt.
Im Bereich des Kunsthandwerkes waren es vor allem die Möbel und Innenraumgestaltungen, die von sich reden machten. Sie wurden schnell zu einem der am intensivsten vermarkteten Objekte der Schule von Nancy und prägten damit das bürgerliche Leben in den wichtigsten französischen Städten. Besonders begehrt waren die Möbel von Louis Majorelle.
Im Februar 1901 war er eines der Gründungsmitglieder der École de Nancy – einer Gruppe von Künstlern, Architekten, Kunstkritikern und Industriellen in Lothringen, die beschlossen, kollaborativ zu arbeiten und das Ideal des Gesamtkunstwerkes, wie es im Jugendstil vertreten wurde, zu verwirklichen. Majorelle war von Anfang an einer der Vizepräsidenten und galt zweifellos als einer der Anführer der Gruppe.
Seine Verbindungen zu den Pariser Kunstkreisen trugen auch dazu bei, den Ruf lothringischer Künstler in der französischen Hauptstadt zu sichern. Die Vermarktung seiner Möbel erfolgte über die Showrooms in Nancy, Paris, Lyon und Lille und später durch die heute noch begehrten „Majorelle-Kataloge“.
Ein bedeutendes Beispiel dieser Verbindung unterschiedlicher Künstler zu einem Gesamtkunstwerk stellen die Architektur und das Interieur durch die Schule von Nancy der Maison Bergeret in Nancy dar.
Der Auftraggeber war kein Geringerer als der uns von den Postkarten bekannte Drucker Albert Bergeret. Hier, in seinem ehemaligen Wohnhaus, bleibt die Idee des Gesamtkunstwerkes, in welchem Architektur, Malerei, Skulptur und Kunsthandwerk zu einer künstlerischen Einheit verschmelzen, erhalten und lässt uns heute noch verstehen, weshalb die bürgerliche Elite gewillt war, tief in die Tasche zu greifen, um ein Interieur von Monsieur Majorelle zu erhalten.
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