Der Herzogspalast, ein Ensemble mehrerer historischer Gebäude aus dem 14., 15. und 18. Jahrhundert, beherbergt heute das Musée des Beaux-Arts, eines der ältesten Museen Frankreichs. Der Gardensaal, der berühmteste Raum des Museums, beherbergt die Grabmäler der Herzöge von Burgund aus der Chartreuse de Champmol.
Am Grabmal Philipps II. des Kühnen arbeiteten zwischen 1385 und 1410 nacheinander Jean de Marville, Claus Sluter und Claus de Werve. Besonders schön sind die Arkaden des Sockels mit 41 Trauernden - auch als pleurants bezeichnet. Nur eine Generation später entstand das Doppelgrabmal für Johann Ohnefurcht und seine Frau Margarete von Bayern.
Die Sammlung des Museums umfasst Meisterwerke vom 13. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Wir haben uns auf einige Bilder konzentriert, die uns persönlich nahe stehen, wie die Verkündigung (um 1470) des Meisters der Erlösung des Prado. Die reiche Materialität der Stoffe, die Leuchtkraft der Farben und die Liebe zum Detail (z.B. im Buch, in dem der Daumen Mariens verbleibt, als sie von der Ankuft des Engels überrascht wurde) sind charakteristisch für die flämische Malerei und die kulturelle Verbindung des burgundischen Hofes mit kulturellen Zentren wie Antwerpen und Gent.
Szenenwechsel: Weingut Aloxe-Corton
Kultur macht hungrig und durstig. Wir fahren in Richtung Beaune und Cote d'Or. Wenige Kilometer von Beaune entfernt, gehört das Anbaugebiet zur Côte de Beaune. Hier werden fast ausschließlich Rotweine aus der Rebsorte Pinot Noir und etwas Weißwein aus Chardonnay angebaut. Wir beginnen unsere Weinprobe mit dem "Mersault", einem 2021er Chardonnay. Der rote 2022 "Jules" wird von einem kräftigen Boeuf Bourgignon und einem Kartoffelgratin begleitet. Zum Dessert gibt es eine Käsekomposition aus der Region.
Viel idyllischer als Dijon fanden wir Beaune. Die knapp 20.000 Einwohner der Stadt lassen sich von den Touristen nicht stressen und genießen das etwas langsamere Leben in den zahlreichen Cafés, Bars und Restaurants der Innenstadt. Den Rum verdankt die Stadt einem Mann: Nicolas Rolin, dem Kanzler Philipps des Guten.
Er war einer der mächtigsten Männer seiner Zeit. Wie eine Urkunde aus dem Jahr 1443, dem Gründungsjahr des Hospizes, ganz unverblümt verkündet, lässt er - in eigener Sache - ein Hospital bauen. Er hat das Geld und tauscht es gerne gegen ein Stück Paradies ein. Oder um es etwas eleganter auszudrücken: „Ich, Nicolas Rolin, Ritter, Bürger von Autun, Herr von Authume und Kanzler von Burgund, an diesem Sonntag, dem 4. Tag des Monates August, im Jahre des Herrn 1443, […] im Interesse meines Seelenheils, danach strebend, irdische Gaben gegen Gottes Gaben zu tauschen, […] gründe ich, und vermache unwiderruflich der Stadt Beaune ein Hospital für die armen Kranken, mit einer Kapelle, zu Ehren Gottes und seiner glorreichen Mutter […]“
Eines der bedeutendsten Kunstwerke im Hotel Dieu von Beaune ist der von Nicolas Rolin in Auftrag gegebene Altar des Jüngsten Gerichts von Rogier van der Weyden. Ursprünglich befand sich der Altar in der Kapelle, die am großen Armensaal angrenzt. Im Armensaal, dem größten Saal zur Krankenpflege, wurden bis 1951 Kranke und Arme beherbergt.
Beaune ist aber auch eine Hochburg der Gastronomie. Das wollten wir testen und kehrten im Restaurant Le Cheval Noir ein.
Chefkoch Benoît Deval verwöhnte uns in einem modernen und gemütlichen Ambiente. Nach dem Boef Burgignon am Samstag war eine Fisch-Alternative angesagt: Zander und Forelle, Hechtbiskuit und leicht gedämpftes Gemüse an feiner Pochousesauce.
Gestärkt und neugierig machten wir am Nachmittag auf unsere letzte Etappe: Wir besuchten die grosse Stiftskirche Notre-Dame de Beaune.
Die Kirche im Herzen der Altstadt ist eine der großen romanischen Kirchen des Burgunds. In ihrem Chor bewunderten wir fünf wunderbar erhaltene Wandteppiche aus dem 15. Jahrhundert, die das Leben der Jungfrau Maria erzählen und noch heute an ihrem originalen Aufstellungsort gezeigt werden. Ein schöner Abschluss unserer kurzen Reise ins Burgund.
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