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Kojich Reisen zur Kunst

Tondo Doni von Michelangelo Buonarroti

Aktualisiert: 7. März 2023



Agnolo Doni (1474-1539), ein reicher Textilhändler und führender Vertreter der florentinischen Oberschicht, und seine Frau, Maddalena Strozzi (1489-1540) aus der berühmten Bankierfamile, heirateten am 31. Januar 1504. Es galt hier, diese wichtige Hochzeit mit bester Kunst, die das Geld kaufen konnte zu zelebrieren. Das war in Florenz nicht schwierig: In dieser Zeit lebten in der Stadt an der Arno Leonardo Da Vinci, Raffaello Sanzio und Michelangelo Buonarroti. Der Auftrag ging an Raffaello, der ein Doppelportrait vom Ehepaar malte. Nach einigen misslungenen Geburten kam im Jahr 1507 das erste gesunde Kind zur Welt. Auch das wollte man durch ein Kunstwerk feiern. Dieser Auftrag ging an Michelangelo. Manchmal erkennt man die Bedeutung eines Kunstwerkes auch an seinem Rahmen. Für den Entwurf des aufwendigen vergoldeten Rahmens zeichnete sich Michelangelo verantwortlich. Die Schnitzarbeit lieferte Francesco del Tasso, ein Vertreter der höchsten Tradition der florentinischen Holzschnitzerei. Dargestellt sind das Haupt Christi und das von vier Propheten, umgeben von Grotesken und Trauben, in denen sich in der oberen linken Ecke Halbmonde, die heraldischen Insignien der Familie Strozzi, verbergen.


Das Bild stellt die Heilige Familie dar. Eine athletisch-gebaute Maria dreht sich stark nach rechts und wird das Jesuskind von Joseph zu sich nehmen. Sie ist offenbar beim Lesen unterbrochen worden. In ihrem Schoß liegt ein geschlossenes Buch. Nur die linke Hand Josephs ist sichtbar und greift das Kind zart um die Brust, Achselhöhle und Schulter um. Sein fürsorglicher Blick ist nur dem Kind gewandt. Auch die Arme des Jesuskinds sind für sein Alter ungewöhnlich stark, und korrespondieren mit den Muskelgruppen Marias Oberkörpers. Der akzentuierten Körperlichkeit der Mutter und des Kindes kontrastiert die Zärtlichkeit der Berührung und des Augenkontaktes zwischen beiden. Das Jesuskind stützt sich mit dem rechten Bein auf Marias Schulter und versenkt seine kleinen Finger in ihre dicken Haare. Man erkennt die flüchtige Absicht in seinem Lächeln. Vielleicht werden die Haare Marias, durch das Handeln des Kindes, bald nicht mehr so einwandfrei gerichtet bleiben wollen.



Immer wieder ist die Farbigkeit des Tondo Doni hervorgehoben worden, die vor allem in den Gewändern geradezu phosphoreszierend leuchtet. Diese etwas künstlich-wirkende Farbigkeit findet man auch in der "Kreuzabnahme" von Giacopo Pontormo, etwas 20 Jahre später und in der vollen Blüte des Manierismus. Maria des Tondo Doni trägt nicht das traditionell ihr zugehörige purpurrote Gewand, sondern ein rosarotes. Der blaue Mantel mit einem dunkelgrünen Stoffstreifen klingt mit dem glühenden Orangegold von Josefs Mantel zusammen. Die metallisch blauen Falten, die den Vordergrund füllen, finden ihr chromatisches und strukturelles Echo in den zarteren Färbungen des Himmels und in der gebirgigen Landschaft. So werden Vorder- und Hintergrund durch die Farbe und Form miteinander verbunden.


Die Figuren im Hintergrund tragen eine wichtige Narrative. Die jungen nackten Figuren scheinen die heidnische Menschheit darzustellen, die von der Heiligen Familie durch eine kurze Mauer getrennt ist, die die Erbsünde darstellt. Ein Bezug zur vorchristlichen Zeit wird durch die Antike-anmutende Körperhaltung von diesen Ingnudi deutlich. Michelangelo kannte die Laokoon- Gruppe, die um die Zeit der Entstehung dieses Bildes ausgegraben wurde. Es überrascht deswegen nicht, einige Körperstellungen aus der Laokoon-Gruppe hier wiederzuerkennen.


 

Hinter der Mauer befindet sich auch ein Johannesknabe, hier symbolisch stehend für die Erlösung der heidnischen Menschheit durch die Taufe. Erstaunt beobachtet er die Szene – mit ihm hat das Christuskind wohl kurz zuvor noch gespielt. Der kleine Johannes bildet das Bindeglied zwischen der Heiligen Familie und den fünf Jünglingen, die sich vor und auf einer halbrunden Nische gruppiert haben. Wenn man die intime Geschichte der Familie Doni-Strozzi kennt, dann könnte diese Figur nicht nur eine religiös-programmatische, sondern auch persönliche Bedeutung verkörpern. Vor der Geburt des ersten Kindes, Maria Doni-Strozzi, starben bei der Geburt mehrere Kinder. Ungetauft. Man gab allen den Namen Giovanni Battista, in der Hoffnung, den kleinen Verstorbenen einen Weg in die Ewigkeit zu ermöglichen.



Das "Tondo Doni" von Michelangelo und die Portraits von Angelo und Maddalena von Raffael sind heute im Besitz des Uffizien Museums und hängen im Saal 41 zusammen.



Das "Tondo Doni" von Michelangelo und die Portraits von Angelo und Maddalena von Raffael sind heute im Besitz des Uffizien Museums und hängen im Saal 41 zusammen.




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